Tag 2

Noch etwas wütend über den Wecker, der uns mitten in der Nacht um 7 Uhr aus dem Schlaf gerissen hatte, tanzte die ganze Gruppe um 7.30 Uhr zum Frühstück an. Doch die gute Laune bahnte sich fast so schnell ihren Weg zu uns, wie die spätsommerlichen Sonnenstrahlen. Das Frühstück erquickte ein jedes Vegetarier Herz und Frau Freitag stimmte energetisch einen geburtstags-jingle an – happy birthday Lene! 

Der letzte Funken Morgenmuffeltum verflog dann spätestens bei der reizenden Führung durchs pompöse deutsche Theater. Exklusive Einblicke in Kostümfundus, Perückenwerkstatt und Bühnenbild zogen uns alle in ihren Bann. Es bleibt spannend, wessen Wege sich nach der Schule wohl nochmal mit dem Theater kreuzen werden.

Während einer kleinen Mittagspause konnten wir dann beim shopping oder im Berliner Tiergarten die Seele baumeln lassen, um dann pünktlich vorm Tränenpalast zu erscheinen. Lässig mit einem zuvor beim total überteuerten und kleine Cafés verdrängenden, aber in Berlin aufgrund der fehlenden Alternativen natürlich notwendigerweise zu besuchenden Starbucks erstandenen Kaffee in der Hand, kamen auch die Lehrer*innen dazu, nachdem sie gestandene zwei Minuten hatten auf sich warten lassen. 

Weder das, noch die kleine Wartezeit auf unsere Führung durch den Tränenpalast konnten die allgemeine Heiterkeit trüben. Eher wurde die Spannung nochmal gesteigert auf das, was wir nun über die ehemalige Ausreisehalle der DDR und das Leben in einer geteilten Großstadt erfahren würden. Eine sich zunehmend breit machende Unruhe zum Ende der Führung machte jedoch deutlich: die Konzentration war auf dem absteigenden Ast. Da konnte auch die kleine Kaffeepause nur kurz Abhilfe verschaffen, spätestens im ehemaligen Stasi-Ministerium ließ sich nicht mehr leugnen, dass jegliche Konzentration vom Ast längst auf den Boden geplumst war. Während der Führungsgeber uns mit einer Geschwindigkeit von etwa 5000 Wörtern pro Minute einiges über die Stasi-Geschichte, seine Punker-jugend und ganz nebenbei seinen etwas dunklen Humor unterbreitete, teilte sich die Stimmung in der Gruppe. Neben die, die vor Erschöpfung kurz vor den Tränen und der völligen Resignation standen, gesellte sich eine beträchtliche Zahl an Personen, die mehr oder weniger mangelhaft versuchten, ihr gegacker und gepruste zu unterdrücken. Nur eins einte die Gruppe dabei: die Sorge, dass Herr Wittig in den wirren Redeschwall des Führungsgebers intervenieren könnte, was etwa dem Cringe gleichgekommen wäre, wie wenn früher die komische Tante im Restaurant Randale gemacht hat, weil ihr Essen kalt war.

Nach einem leckeren Abendessen und einer viel zu kurzen Pause ging es dann ins Theater. Das Stück „im Herzen der Gewalt“ war hervorragend inszeniert und hat uns doch alle sehr mitgenommen. Schaut es euch an und setzt euch mit den Themen auseinander! Auch wenn der Abend emotionaler endete als gedacht, freuen wir uns auf morgen und sind gespannt, was Potsdam so für uns bereit hält.

Emilia

Bilder: Denise H.

Video: Amelie K.